RPG 9 gods

Ilana japste freudig und stürmte die Tür hinein. Die Wölfin bedacht Nioba mit einem Blick, der bloß sagen konnte "Ich werde schon auf ihn aufpassen" und sprang dann auf eines der drei Betten. Mit einem wohligen Grummeln ließ sie sich auf das weiche Laken sinken und vergrub den Kopf unter dem Kopfkissen. Ohne ein Wort verließ Raven den Raum und sie und Nioba waren alleine.

Ilana lugte vorsichtig unter dem Kopfkissen hervor. Erst die Ohren, dann der Rest. Sie betrachtete den Wolfsdämon aufmerksam. "Wieso begleitest du ihn?" fragte die Schneeweiße ohne, dass ihre Lippen sich bewegten. Sie hatte keine Stimmbänder, wie es die Menschen hatten. Sie unterhielt sich per Gedanken mit dem Dämon, nur für ihn hörbar.
Die Fähe erlag einem herzhaften Gähnen und rollte sich auf die Seite. Doch sie hielt die Ohren gespitzt und wartete gespannt auf Niobas Antwort. Es ergab für sie einfach keinen Sinn, wieso der Dämon einen Dämonenjäger begleiten sollte... allerdings traf das Slebe auch auf sie zu...

Plötzlich flog die Tür auf und Raven kam wieder herein. Ilana sprang auf und begrüßte den Dämonenjäger schwanzwedelnd, ohne jedoch ihr Bett zu verlassen. Er wollte seinen falschen Partner töten? Belustigt fragte sich Ilana, wie er das anstellen wollte. In ihrer lustigsten Vorstellung ging Raven einfach in das Haus ohne ein Wort, stach den falschen Jäger ab und ging wieder wortlos. Doch wahrscheinlich wäre das genau der Fall. Die Wölfin schüttelte den Kopf. Interessant würde es auf jeden Fall werden.
Langsam ließ sie sich wieder auf das Bett sinken und bedachte Nioba dabei mit einem aufmerksamen Blick.

Ilanas Gesicht verzog sich, ließ ein Grinsen andeuten. Stimmt, Raven war immer so ernst. Aber mit ein bisschen Abwechslung und der angenehmen Gesellschaft von Ilana und Nioba würde sich das sicher noch ändern. "Geht mir ähnlich... Seid ich mein Rudel verlassen habe, bin ich alleine. Und das ist auch schon wieder ein paar Jahre her." Ein leichtes Lachen erklang, zwar nicht für jeden hörbar, aber doch war es da.

Ilana seufzte. Die Erinnerung an ihre Familie schmerzte. Ihre Mutter war immer für sie da gewesen, außer ihrem Vater. Eines Tages kehrte er einfach nicht mehr zurück.
Erneut seufzte Ilana. Sie wandte sich noch einmal Nioba zu. "Wieso wundert es dich eigentlich, dass ich über Gedanken mit dir spreche? Du hast ja wohl nicht gedacht, dass ich ein normaler Wolf wäre." Ilana lachte und gähnte schließlich mit weit aufgerissenem Maul. Langsam fuhr sie mit der Zunge über ihr weißes Rückenfell, schnappte sich mit den Zähnen einen Zipfel ihrer Decke und warf sie elegant über ihren Körper.
Mit einem aufmerksamen Blick bedachte sie noch Nioba und Raven, ihre Reisegefährten und legte schließlich den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen.

In der Nacht träumte Ilana von ihren Eltern. Ihre Mutter Faeniel, die wunderschöne weiße Wölfin mit dem liebevollen Charakter und der typischen Naivität eines gewöhnlichen Tieres. Sie war eine Partnerschaft mit einem Dämon eingegangen, den sie begleitet hatte. Daraus entstand Ilana, als einzig Überlebende in einer kalten Winternacht. Sie hatte ihren Vater nie in seiner dämonischen Form gesehen, nur in seiner wölfischen mit pechschwarzem Pelz und leuchtend roten Augen, die Krallen übernatürlich lang, die Kiefer so kräftig um Steine zu zerbeissen. SIe träumte von ihrer unbeschwerten Zeit als Welpe...

Ilana wurde aus dem Schlaf gerissen, als sie die Tür hörte. Sofort schnellte ihr Kopf hoch und mit verschlafenen Augen sah sie Raven, der in voller Montur gerade auf dem Weg war. Knurrend legte Ilana die Pfotenauf die Ohren. Zu laut... Sie war menschliche Stimmen noch nicht so gewohnt und schon gar nicht beim Aufwachen.
Die Wölfin sah zu Nioba hinüber. Dieser hatte sich bereits aufgerichtet und bellte ein fröhliches Guten Morgen in den Raum. Ilana für ihren Teil stemmte die Pfoten auf die Matze und erhob sich schwerfällig und gähnend. Sie spitzte die Ohren. Hatte Raven gerade versucht einen Witz zu reißen? Ilana musste lächeln. Die Fähe schüttelte sich den Schlaf aus dem Pelz, streckte sich und sprang vom Bett. "Was meinst du? Sollten wir ihn begleiten?" fragte die Fähe Nioba per Gedankensprache und trottete zu Raven hinüber und stubste seine Hand mit der weißen Schnauze an, dann lief sie zur Tür hinaus.

Im Flur kamen ihr zwei Kinder entgegen. Sie hielten inne als sie Ilana sahen. Es waren zwei Mädchen. Sie drängten sich aneinander und schienen Angst vor der weißen Wölfin zu haben. Unschuldige Kinder... dachte Ilana mitleidig. Sie sahen so verängstigt aus. Gerade als Ilana auf sie zu gehen wollte, liefen sie weg und verschwanden in einem der Zimmer. Verwirrt drehte sich die Wölfin um und ging wieder zu ihrem Zimmer und dem ihrer Gefährten.

Ilana sah Nioba mit gemischten Gefühlen an. Er war wieder in seine menschlichere Form gewechselt und hatte ebenfalls die Kinder gesehen, die vor wenigen Sekunden verschwunden waren. Sie taten ihr einfach nur Leid.

Die Wölfin wurde von Raven aufgefordert mitzukommen. Das wäre sie auch so oder so, aber als der Jäger sie Flocke nannte, amüsierte es sie. In Gedanken strafte sich Ilana selbst. Er konnte ja nicht wissen, dass sie, wenn sie wollte, mit ihm sprechen konnte. Ihm ihren Namen zu verraten wäre das mindeste, doch die Fähe wartete noch auf den richtigen Augenblick. Sie vermied es mit Menschen zu sprechen, solange es sich eben noch vermeiden ließ und trottete Nioba und Raven hinterher, hinaus in den Schnee.
Man konnte sagen, was man wollte, aber Schnee hatte so eine faszinierende Wirkung auf Ilana. Während Raven das Haus des Bürgermeisters suchte, pirschte sich die Wölfin an eine kleine Maus heran, die vor einem kleinen Schneehaufen saß und vermutlich ein letztes Samenkorn gefunden hatte. Sie nagte daran und beachtete die große, weiße Gestalt nicht weiter.
Auf dem Bauch rutschend kroch Ilana näher an die Maus heran. Das musste ziemlich albern aussehen, vorallem da ihr Körper in voller Länge auf dem Boden lag, von Schwanz bis Schnauze. Sie fixierte die Maus mit einem konzentrierten Blick. Als sie gerade einen Meter vor dem Schneehaufen war, sprang sie hoch, die Maus erschreckte sich und versuchte in den Haufen zu fliehen. Ilana schnappte noch ihr und steckte mit dem Kopf vollkommen im Schnee. Der Wolf machte einen Satz zurück. Schnell lief sie Raven hinterher, der bereits vor einem Haus stehen geblieben war und eine junge Frau beiseite schob, die die Tür aufmachte. Ilana schüttelte sich den Schnee so gut es eben gind ab und folgte dem Jäger ins Haus...